Institut für Kreativität und Pädagogik, Marielle Seitz - München

Bali Tollak

„Unsere größten Erlebnisse sind nicht die lautesten, sondern unsere stillsten Stunden“. (Jean Paul)

Angeregt durch einen ursprünglich volkstümlichen Brauch der Toten- und Gedenkbretter schafft die Künstlerin Bali Tollak seit 2001 starkfarbige, ausdrucksstarke „Seelenbretter“. Es sind inzwischen mehr als 350 beeindruckende Exponate. Die von Bali Tollak bemalten Holzbretter weisen Symbole, Texte und Zitate zur Dualität von Leben und Tod auf. Im Sinne von Joseph Beuys möchte sie die mit ihrer Kunst die Betrachter und ihre Gedanken zu Tod, Vergänglichkeit, Ewigkeit und Wiederkehr anregen und mit einbeziehen. Die beiden Welten der Toten und Lebenden berühren die Künstlerin und in der Inszenierung im öffentlichen Raum auch die Besucher. Mit der geistigen Auseinandersetzung und Betrachtung ist fast so etwas wie eine Zeitreise zwischen den beiden geistigen Dimensionen möglich. Den Aussagen der Seelenbretter von Bali Tollak folgend können wir das Leben als Dialog zwischen Himmel und Erde begreifen.

Es ist eine Kunst, die nicht den Weg in die schicken Kunstgalerien des Kommerz nimmt. Im Gegenteil: mit ihrem Lebenspartner dem Fotografen Wolfgang Dennig präsentiert Bali Tollak die von ihr geschaffenen Seelenbretter seit fast 15 Jahren ganz Deutschland. Man findet ihre Seelenbretter vor Walfahrtskapellen, zwischen Strandkörben in den Dünen an der Ost- und Nordsee, an Seen, Friedhöfen, im sakralen Raum und einfach auch am Wegrand stehend. Die Seelenbretter waren am großen Ahornboden in Österreich, an blühenden Sonnenblumenfeldern in Frankreich, auf Bergwiesen in den Vogesen und an der französischen Atlantikküste zu sehen. Belgien, die Niederlande, das Baltikum und Südengland sind weitere Ausstellungsländer für diese Form der Aktionskunst. Klöster, Kirchen, Begegnungszentren, Museen im In- und Ausland es ist ein inzwischen beeindruckendes Œuvre, welches man auf der Homepage der Künstlerin mitverfolgen kann.

Workshops für Kinder und Erwachsene greifen das Thema kunstpädagogisch und überaus engagiert auf. Hier können Kinder, Jugendliche und Pädagogen ihrer Kreativität Lauf lassen und mit Unterstützung der Künstlerin eigene Seelenbretter bemalen. u. a. übernahm Bali Tollak die Schirmherrschaft für eine Schüleraktion der 10. Klassen des Philipp-Melanchthon-Gymnasiums in Herzberg. Es sind unglaublich viele Aktionen, diese aufzuzählen würde hier den Rahmen sprengen. Das mehr als 10jährige Projekt „Das deutsch-deutsche Sofa“ haben Bali Tollak und Wolfang Dennig in vielen Ausstellungen nach der Wiedervereinigung gezeigt. Eine weitere Aktionskunst sind „die Lichtwege“. Seit 1999 suchen die beiden Künstler mit ihren Farbfahnen die Begegnung mit dem Licht. Die Farben leben vom Licht – beeindruckende Bilder zeigen diese Aktion in Deutschland, Kanada, Frankreich, Korea, der Türkei und in Neuseeland.

Umso mehr freut es mich, dass Bali Tollak und Wolfgang Dennig meinen Vorschlag „eine gemeinsame Päsentation der Seelenbretter und Liebensbriefe“ zu versuchen, angenommen haben. Im Herbst 2015 ist diese Ausstellung im Pflegschloss in Schrobenhausen zu sehen.

www.balitollak.de