Institut für Kreativität und Pädagogik, Marielle Seitz - München

Lothar Schiffler

„Kunst gibt nicht das Sichtbare wieder, sondern macht sichtbar.“ (Paul Klee)

Wenn Lothar Schiffler fotografiert, braucht er viel Zeit. Nicht der Augenblick, nicht der Sekundenbruchteil, interessiert ihn, sondern dessen Kontrapunkt: er will der vierten Dimension – der Zeit  in seinen Bildern Raum geben. Seine extrem langformatigen Photographien (künstlerisch und technisch perfekt auf Bildformaten bis zu drei oder vier Metern Länge ausgeführt), lassen Zeit sichtbar werden.
Lothar Schiffler nennt sein Projekt „NACHTZUG – Spuren der Raumzeit.“ Aus fahrenden Zügen, Straßenbahnen, Schiffen oder auch höchst ungewöhnlichen Verkehrsmitteln fotografiert er nachts mit extrem langen Belichtungszeiten (bis zu drei Stunden!). Dadurch entstehen Bilder, die für das menschliche Auge so nicht wahrnehmbar sind. Es sind faszinierende Aufnahmen. Die vorüberziehenden Lichter sehen wir in seinen Bildern als abstrakte Lichtspuren in unzähligen Farben, Formen und Strukturen.
Um den Zeitverlauf abbilden zu können, benutzt Lothar Schiffler eine eigens für dieses Projekt konstruierte Spezialkamera, um die gewünschte Präzision zu erreichen. Das Ergebnis sind keine computergenerierten Kompositionen, sondern klassische Photographien mit Kamera und Film.
Ein besonderes Highlight war die Ausstellung NACHTZUG – SPUREN DER RAUMZEIT im Herbst 2009 im Münchner Künstlerhaus. Im Rahmen dieser Ausstellung spielte der Pianist Andreas Skouras Stücke der klassischen Moderne und zeitgenössischer Komponisten zu synchron projizierten LichtBildern des NACHTZUG Projekts. Dadurch entstand eine beeindruckende Synästhesie von Raum Klang und Zeit.

„Die Ausstellung überzeugt durch so Noch-Nicht-Gesehenes, was allein schon ein Kunststück in der Kunst ist. Dass das Neue auch noch schön ist – ohne bieder zu sein – abstrakt mit einem Kitzel des Konkreten, schafft eine wunderbare, spannende Atmosphäre der Bilder.“ (Adrian Prechtel, Abendzeitung München)

www.nachtzug.org