Institut für Kreativität und Pädagogik, Marielle Seitz - München

Maria Montessori

geb. am 31. Aug. 1870 in Italien, gest. am 6.5.1952 in Holland

„Wer immer für die menschliche Gesellschaft einen echten Vorteil erreichen will, der muss beim Kinde ansetzen.“ (Maria Montessori)


Würde ich Maria Montessori heute begegnen können, würde ich vermutlich heftig mit ihr diskutieren. Unter Umständen wäre das eine hitzige Debatte, vielleicht auch nicht. Vielleicht würde sie es aber auch begrüßen, dass sich manche Montessori-Pädagogen, (dazu zähle ich mich) mit den Möglichkeiten der künstlerischen Förderung der Kinder beschäftigt haben.
Trotz meiner Kritik an Maria Montessori, bin ich der Überzeugung, dass eine Reihe der von ihr entwickelten Prinzipien nach wie vor Gültigkeit haben. Nach diesen Kriterien zu unterrichten ist konstruktiv für die Kinder und für die Pädagogen. Dass für mich das Montessori-Material zu wenig phantasievoll war, ist verständlich im Hinblick auf mein Unterrichtsfach. Der Kunstunterricht braucht die Möglichkeit der Phantasie und unsere mediengesteuerten Kinder brauchen Phantasie und Ordnungsstrukturen mehr denn je. Kinder heute sind mit den Kindern der Casa dei bambini (von Maria Montessori 1907 in Rom gegründet) nicht zu vergleichen. Dazwischen liegen 100 Jahre Entwicklung und gesellschaftliche Veränderung.
Natürlich war Maria Montessori ein „Kind ihrer Zeit“ und manches ist durchaus kritisch zu sehen. Auf der anderen Seite war sie mutig und klug und setzte als eine der ersten Frauen ein Medizinstudium in Italien durch, das sie mit einer Promotion abschloss. Sie engagierte sich für die Rechte der Frauen, arbeitete als junge Ärztin auf der psychiatrischen Station eines Kinderkrankenhauses und stellte fest, dass die als schwachsinnig eingestuften Kinder durch eine besondere Stimulation und Förderung Aufmerksamkeit und Konzentration entwickelten. Überzeugt von ihren Ideen bildete sie Pädagogen in vielen Ländern aus und viele Schulen arbeiten nach ihrer Pädagogik. Ihre starke Überzeugung für ihre eigene Methode war sicherlich ein Grund, dass ihre Mission gelang und weltweite Aufmerksamkeit fand. Bei aller Kritik für ihr Lernen nach der Dreistufenlektion, wird genau dieses, nämlich das Lernen am Modell, von den heutigen neurologischen Forschungen der Spiegelneuronen, bestätigt.
Maria Montessori hat den kreativen Bereich vernachlässigt und hat uns damit die Chance gegeben, neue Dinge zu schaffen. Das von mir entwickelte Sinnesmaterial (vor allem die Sandwanne), wäre ohne diesen Hintergrund nicht entstanden.